Warning: Undefined variable $idd in /home/.sites/84/site2667239/web/cms/wp-content/themes/ue-ridler/single-projekte.php on line 8 Gerda Ridler | Museum Angerlehner - Jubiläumskatalog


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MUSEUM ANGERLEHNER
Einblick in die Veranstaltungshalle und das Schaudepot
Das Museum, Außenansicht und Eingangsbereich
Die große Ausstellungshalle im Erdgeschoss

Gerda Ridler: Interview mit dem Museumsgründer Heinz J. Angerlehner aus Anlass des fünfjährigen Bestandsjubiläums des Museum Angerlehner in Thalheim/Wels (AT) im September 2018
 
»Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun«
Der Museumsgründer Heinz J. Angerlehner im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Gerda Ridler

 
Publiziert in: Museum Angerlehner. Die ersten fünf Jahre, Salzburg 2018, S. 14-21.
 
Gerda Ridler: Vor genau fünf Jahren haben Sie das privat geführte und privat finanzierte Museum Angerlehner eröffnet. In unserem Gespräch möchte ich mit Ihnen einen »Blick zurück nach vorne« unternehmen, also eine Rückschau auf die ersten fünf Museumsjahre, verbunden mit einem Ausblick und der Frage, wohin das Museumsschiff in den nächsten Jahren steuern wird. Wie fällt Ihr spontanes Resümee aus? Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt und sind Sie mit der Entwicklung der ersten fünf Jahre zufrieden?
 
Heinz J. Angerlehner: Mit der Eröffnung des Museums ist für mich ein großer Traum in Erfüllung gegangen und im Rückblick fällt ein erstes kurzes Resümee natürlich sehr positiv aus. Von den Besucherinnen und Besuchern habe ich stets wohlwollendes Feedback erhalten, viele Gäste und vor allem Besucher aus dem Ausland haben unsere vielfältigen Ausstellungen und vor allem die Architektur gelobt. Mit dem Museumsbau bin ich auch höchst zufrieden. Sehr erfreut bin ich auch darüber, dass es mir gelungen ist, einen Museumssteg zu errichten, der Wels mit Thalheim verbindet. Dieser Verbindungssteg ist öffentlich subventioniert worden. Ganz ohne öffentliche Mittel habe ich hingegen das Museum errichtet und auch bis dato für den Museumsbetrieb keine Förderungen erhalten. Bei aller Freude habe ich natürlich auch die Sorge, wie es mit dem Museum in den nächsten fünf Jahren weitergehen wird.
 
Vor der Museumsgründung haben Sie Ihr bürgerschaftliches Engagement, Ihre Verantwortung als Unternehmer und Ihren Wunsch, die Bereicherung, die Sie selbst durch die Auseinandersetzung mit Kunst erfahren haben, mit anderen zu teilen, als Gründe genannt, warum Sie Ihre Privatsammlung öffentlich machen. Hat sich daran nach fünf Jahren etwas geändert?
 
An meiner Einstellung hat sich grundsätzlich nichts geändert. Ich hege nach wie vor eine ungebrochene Passion für die Kunst und den Wunsch, diese private Leidenschaft zu einem öffentlichen Anliegen zu machen. Was sich verändert hat, sind die Rahmenbedingungen, unter denen ich das Museum seit dem Verlust meiner Firma FMT führe.
 
Erfahrungsgemäß verändern sich Sammlungsinhalte, wenn private Sammlungen öffentlich gemacht werden. In welcher Weise hat sich Ihre Sammlung durch die Eröffnung Ihres Museums verändert?
 
Die neuen und großzügigen Museumsräumlichkeiten, die den Kunstwerken meiner Sammlung erstmals Raum und Öffentlichkeit gewährt haben, wollten natürlich entsprechend gefüllt werden. Insofern hat sich meine Sammlung quantitativ verändert aber auch in formaler Hinsicht hat es Neuerungen gegeben. Mit dem großen Schaudepot und den hohen Ausstellungsräumen sind auch die Formate größer geworden. In meiner Sammlung habe ich Werke von rund 500 Künstlerinnen und Künstlern. Sehr viele neue Künstler sind nicht hinzugekommen, denn im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass eine Konzentration im Sammelgebiet wichtig ist. Daher habe ich bereits in den letzten Jahren eher in die Tiefe gesammelt. Damit meine ich, dass das Werk einzelner Künstler in meiner Sammlung breiter dargestellt wird.
 
Die Besucherzahlen eines Museums sind ein wichtiger Gradmesser für die Wahrnehmung und Rezeption von Museumsarbeit. Wie viele Gäste konnten Sie in den letzten fünf Jahren hier in Thalheim begrüßen?
 
Als Privatmuseum sind wir nicht verpflichtet, Besucherzahlen zu veröffentlichen. Neben den Ausstellungsbesuchern haben wir sehr viele Veranstaltungen, Firmenfeiern, offizielle Empfänge, Hochzeiten und dergleichen. Es freut mich, dass das Museum Angerlehner mittlerweile eine erste Adresse für gehobene Veranstaltungen geworden ist. Wenn ich also all diese Veranstaltungsbesucher mitrechnen würde, käme ich auf eine stattliche Anzahl. Dennoch möchte ich nicht verbergen, dass ich mit der Entwicklung der Besucherzahlen an den Wochenenden nicht zufrieden bin und mir in der Tat eine höhere Frequenz erwartet habe. Wir haben sehr viele Anfragen für Führungen von Gruppen, Freundesvereinen von anderen Museen und kunstinteressierten Menschen, die wir gerne auch während der Woche durch das Haus führen, aber zu den regelmäßigen Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag könnte der Andrang ruhig höher sein.
 
Wie steht es mit der Unterstützung der öffentlichen Hand?
 
Für das Museum habe ich bisher keine Förderungen der öffentlichen Hand erhalten. Was ich in der aktuellen kulturpolitischen Situation bedauerlich finde, ist, dass bei Kunst und Kultur gerne an erster Stelle gespart wird. Ich finde, das ist sehr kurzfristig gedacht, denn hier geht es einerseits im Vergleich zu anderen öffentlichen Einrichtungen um keine großen Summen und andererseits sind Kunst und Kultur wesentlich für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Ohne Kunst und Kultur können wir nicht überleben, Kunst und Kultur sind Lebensmittel, die wir für unser gesellschaftliches Zusammenleben benötigen. Deshalb finde ich es wichtig, dass auch dezentrale und bürgerschaftliche Kulturinitiativen von der öffentlichen Hand mitgetragen werden.
 
In zahlreichen Privatmuseen treten die Sammler selbst als Kuratoren auf. »Sammeln, um zu kuratieren« wird sogar manchmal als Motiv und Motto des Sammelns und öffentlichen Präsentierens genannt. Bisher wurden alle Ausstellungen im Museum Angerlehner von internen oder externe Kuratorinnen und Kuratoren zusammengestellt. Wie steht es mit Ihrem eigenen Gestaltungsbedürfnis?
 
Zum Kuratieren fehlt mir leider die Zeit. Wenn man kuratiert, muss man sich voll und ganz auf das Thema und die Kunstwerke einlassen, sie studieren, ihren Kontext erforschen, Gespräche mit den Künstlern führen, Konzepte und Texte schreiben und dazu habe ich leider nicht genug Zeit. Ich fühle mich wohl in der Rolle des Impressarios, der Ausstellungen ermöglicht.
 
Sie waren ein sehr erfolgreicher Unternehmer, Ihre Firma gehörte zu den internationalen Marktführern. Würden Sie sich als erfolgreichen Museumsgründer bezeichnen?
 
Ich fühle mich schon als erfolgreicher Museumsgründer. Das Museum erntet regelmäßig große Bewunderung und davon färbt natürlich auch etwas auf den Museumsgründer ab. Es sind die vielen positiven Rückmeldungen von Künstlern, Persönlichkeiten aus der Kunstszene und Museumsbesuchern, die mich motivieren und auch Anreiz schaffen, weiterzumachen.
 
Welche Kriterien würden Sie für ein privates Museum als positive Katalysatoren für Erfolg erachten?
 
Ein Erfolgsmodell für Privatsammler könnte ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten sein. Wenn sich mehrere Sammler zusammenschließen und ein Museum gemeinsam betreiben, reduzieren sich Aufwand und Kosten für alle Beteiligten. Das gemeinsame Haus dient allen Sammlern einerseits als öffentliche Ausstellungsplattform und auch als gut ausgestatteter Aufbewahrungsort ihrer Kollektionen. Als relevant erachte ich weiterhin auch ein internationales Netzwerk von Sammlern und Museen und den Austausch von Ausstellungen und Sammlungen. Ich kann mir gut vorstellen, die Sammlung Angerlehner in anderen Ländern zu zeigen.
 
Ihrer im vergangenen Jahr versendeten Weihnachtskarte haben Sie ein Zitat von Mahatma Gandhi vorangestellt: »Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.« Was tun Sie heute, um die Zukunft Ihrer Sammlung und Ihres Museums auch zukünftig zu sichern?
 
Für mich steht eindeutig fest, dass wir heute das Fundament für die Zukunft legen müssen. Daher muss ich auch jetzt überlegen, wie es in Zukunft mit dem Museum Angerlehner weitergeht. Da niemand in der Familie meine Sammlerleidenschaft teilt, wird es keinen Generationenübergang geben.
 
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft des Museums, welche dieser Wünsche haben Rückhalt in der Realität und welche sind Vision und Traum?
 
Die Zukunft des Museums hängt maßgeblich von meiner Gesundheit ab, da ich bereits 75 Jahre alt bin. Ich habe mehrere Wünsche, Träume oder Visionen, wobei mein größter Wunsch darin besteht, dass das Museum weiterhin Bestand und eine Zukunft hat. In welcher Art und Weise sich dieser Fortbestand gestalten wird, kann ich heute noch nicht beantworten. Vielleicht kann ich Partner finden, die das Museum gemeinsam mit mir betreiben wollen. Vielleicht gibt es zukünftig auch Interesse der öffentlichen Hand, sich hier in Thalheim in größerem Umfang zu engagieren. Ich bin jedenfalls für alle Ideen und Möglichkeiten offen.
 
Lesen Sie das gesamte Interview im Katalog:
Museum Angerlehner. Die ersten fünf Jahre, Salzburg 2018, S. 14-21.

 
Website: MUSEUM ANGERLEHNER
 
Gerda Ridler [ 2018 ]