Warning: Undefined variable $idd in /home/.sites/84/site2667239/web/cms/wp-content/themes/ue-ridler/single-projekte.php on line 8 Gerda Ridler | Mythos Schönheit. Facetten des Schönen in Natur, Kunst und Gesellschaft

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Carlo Cignani, Urteil des Paris, um 1700
Oberösterreichisches Landesmuseum Linz
Inv. Nr. G_168

Gerda Ridler: Einleitungstext im Ausstellungskatalog „Mythos Schönheit. Facetten des Schönen in Natur, Kunst und Gesellschaft.
 
Das Urteil des Paris
Die Geburt der Schönheit aus dem Geist der Mythologie

 
Das Urteil des Paris ist ein mythologisches Motiv, das im Laufe der Kunstgeschichte gerne aufgegriffen und vielfältig gedeutet wurde. Die Göttin Hera, Gemahlin und Schwester des Zeus, und dessen »uneheliche« Töchter Aphrodite und Athena wetteifern darum, wer die Schönste sei. Das Urteil soll der trojanische Königssohn Paris fällen. In seiner bildmächtigen Deutung hat Carlo Cignani um 1700 die Szene in eine arkadische Landschaft versetzt.
Während Paris, den goldenen Zankapfel in der Hand, um sein Urteil ringt, umwerben Hera, Athena und Aphrodite den Jüngling mit ihren Posen, Blicken und Versprechen. Athena verspricht ihm »den höchsten Ruhm der Weisheit«, Hera »die Herrschaft über das schönste Reich der Erde«. Aphrodite, die Göttin der Liebe, wiederum verheißt ihm die Liebe der Helena, des »schönsten Weibes der Erde«. Paris erweist sich als bestechlich, sein Urteil ist weder wertfrei noch rein. Und auch der kleine Eros, Sohn der Aphrodite, scheint kräftig an der Urteilsfindung zugunsten seiner Mutter mitzuwirken. Mit Erfolg: Der goldene Apfel mit der Aufschrift »Der Schönsten« geht an Aphrodite.
 
Das Urteil des Paris aus der Sammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung Mythos Schönheit. Es ist eine Allegorie, die das Urteil über die Schönheit in die Hände eines keineswegs über alle Zweifel erhabenen Betrachters (Paris) legt. Die Göttinnen und deren Attribute personifizieren darin zwar die Schönheit, aber eben jede auf ihre eigene Weise. Denn tatsächlich stehen ihre Versprechen für drei Einflusssphären, die den Mythos Schönheit ganz wesentlich konstituieren und dessen verschiedenste Facetten offenbaren: Sie gründen einerseits in dem Versuch, sich über Weisheit und Wissenschaft den Gesetzmäßigkeiten einer vermeintlich objektiven Schönheit zu vergewissern (Athena); andererseits in dem Gefühl, dass Schönheit eine zutiefst subjektive und emotionale Angelegenheit sei (Aphrodite); und letztlich in der Einsicht, dass Schönheit Macht und Herrschaft bedeute, umgekehrt aber auch ebenso machtvoll ein- und durchgesetzt werde (Hera).
 
Am Eingang zur Ausstellung stehen Athena, Aphrodite und Hera selbst wie Torwächterinnen, symbolisiert durch ihre Attribute in transluzenten Pavillons und umwerben die Besucherinnen und Besucher, ihnen in ihre Ausstellungsbereiche zu folgen. Dafür hat der Bühnenbildner und Ausstellungsgestalter Etienne Pluss eine Art modernes Arkadien geschaffen in dem der »Mythos Schönheit« von einem zeitgemäßen Standpunkt aus neu verhandelt wird. In der Nähe oder aus der Distanz. In der Geschichte und Gegenwart. In den einzelnen Themenbereichen genauso wie in der eindrucksvollen Blickachse, die alle Bereiche verbindet. Ganz gleich, ob man sich also der Athena, der Aphrodite oder der Hera anvertraut – als Besucher wird man gewahr, welchen Verlockungen und Verstrickungen sich Paris bei seiner Urteilsfindung ausgesetzt sieht. Damals wie heute.
 
Gerda Ridler [ Mai 2015]

 

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