Warning: Undefined variable $idd in /home/.sites/84/site2667239/web/cms/wp-content/themes/ue-ridler/single-projekte.php on line 8 Gerda Ridler | Atelierbesuch bei Alois Riedl & Projektmanagement Kunst vor Ort

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Ausstellungsansicht „Alois Riedl“
Galerie Wienerroither & Kohlbacher, Wien
(29. 1. – 21. 3. 2020)

Gerda Ridler: Atelierbesuch bei dem oberösterreichischen Künstler Alois Riedl
 
Der oberösterreichische Künstler Alois Riedl feiert im heurigen Jahr (2020) seinen 85. Geburtstag. Die Galerie Wienerroither & Kohlbacher zeigte einen Einblick in das vielseitige OEuvre des Künstlers (29. Jänner bis 6. März 2020), das vom Innviertel aus überregional ausstrahlt. Ein Atelierbesuch bei einem künstlerischen Querulanten.

 

Alois Riedl (*1935) ist kein Querulant im herkömmlichen Sinne des Wortes. Im Gegenteil, er ist ein angenehmer und charismatischer Zeitgenosse. Ihn in seinem musealen Zuhause zu erleben, mit ihm über die Kunst und das Leben zu reden, ist Entdeckung, Freude und Privileg. Alois Riedl ist kein lauter Mensch, er liebt die Zurückhaltung und zeigt sich vor allem in Bezug auf sein künstlerisches Schaffen sehr bescheiden. Querulantisch könnte man daher höchstens sein OEuvre nennen, weil es durch seine Eigenständigkeit in keine Schublade passt und sich einer konventionellen stilistischen Kategorisierung entzieht. Über sechs Jahrzehnte hinweg hat Alois Riedl abseits der künstlerischen Zentren und fern der Moden und Begehrlichkeiten des Kunstmarktes ein kompromissloses Werk entfaltet, das innerhalb der österreichischen Kunst eine herausgehobene Position einnimmt.
 
Seit den frühen 1960er Jahren ist Alois Riedl künstlerisch tätig, lebt und arbeitet in Brunnenthal bei Schärding. Die Sicherheit seines Lehr- und Brotberufes hat er zugunsten seiner Neigung, der Kunst aufgegeben. Alois Riedl ist Autodidakt und hat sich vielleicht gerade deshalb bis ins hohe Alter eine unstillbare Neugier erhalten. Eine Neugier zu forschen, nach eigenen Bedürfnissen, auf eigene Faust und auf eigenes Risiko. Begonnen hat er mit Portraits und Stillleben, um alsbald in alten Polstermöbeln sein bevorzugtes Motiv zu finden. Mehr als zwanzig Jahre hat er matratzenartige Gebilde zeichnerisch und malerisch auf Papier und Leinwand gebannt, in formal reduzierter und freier malerischer Interpretation. „Die Welt des Stofflichen und des Verfalls hat mich in Schwung gebracht“, sagte der Künstler einst dazu. Dieser Schwung hat ihm internationale Aufmerksamkeit beschert, vor allem die großformatigen Triptychen der 1980er Jahre markieren einen Höhepunkt in seinem Schaffen.
 
Alois Riedl ist weder einer, der sich auf seinem Erfolg ausruht, noch ein Nostalgiker, der an Vergangenem hängt. Er ist auch kein Sklave einer guten Idee, die in unendlichen Variationen lebenslang durchexerziert wird. Alois Riedl folgt einem inneren Gestaltungsantrieb und kreist demzufolge schon seit längerem in der Welt des Runden, „aber nicht in dieser Enge wie bei den Polstersesseln“. Dafür hat er sogar die Zweidimensionalität der Leinwand verlassen und skulpturale Objekte entworfen, die an Holzscheiben erinnern und aus Aluminium gegossen werden. Alois Riedl wird nicht müde, zu betonen: „Ich bin ein gegenständlicher Maler, kein Abstrakter. Wenn ich nicht den Fokus auf einen Gegenstand habe, kann ich gar nichts machen. Es muss irgendeine Formung geben, die mir auffällt und in mir einen Arbeitsprozess in Gang bringt“. Oft sind es unscheinbare Gegenstände des Alltags oder eine flüchtige Begebenheit in der Landschaft, die eine Initialzündung auslösen. Auf der Leinwand werden diese Ausgangsformen malerisch abstrahiert, gekippt oder torsiert, so lange bis sich zwischen Farben und den meist geometrisch abstrakten Formen ein Spannungsbogen entfaltet. Viele Entscheidungen fallen erst während des Malens. Spontan, oder weil es die Bildlogik gerade erfordert. So spürt man bei der Betrachtung seiner Bilder, dass Alois Riedl ein Mensch ist, dem die Freude am schlüssigen Ergebnis tiefe Befriedigung bringt.
 
„Die Suche“ beschreibt Alois Riedl als „eine primäre Aufgabe der Kunst“. Den Nährboden seiner künstlerischen Suche bildet sein Lebensumfeld. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Andy Warhol in Brunnenthal gearbeitet hätte, noch weniger ein Roy Liechtenstein. Ich hingegen, bin gerne im Innviertel. Ich bin ein Hockender, ich reise nicht gerne.“ Die Welt holt sich der vielseitig gebildete und interessierte Alois Riedl u.a. in Form einer großen Bibliothek und einer umfangreichen Sammlung zeitgenössischer Kunst nach Hause. Das erinnert an einen anderen großen Innviertler, Alfred Kubin (1877-1959), der das nahe gelegene Zwickledt selten verließ und Inspiration in Büchern, Briefen und Kunstwerken geschätzter Kollegen fand.
 
Auch im stattlichen Alter hat sich der Künstler seine gestalterische Beweglichkeit bewahrt. Experimentierfreude und innovative Kraft prägen sein aktuelles Werk. Genese und Wandlung des Riedl’schen OEuvres können zurzeit in der Galerie Wienerroither & Kohlbacher nachvollzogen werden, die mit dieser Ausstellung sein künstlerisches Lebenswerk würdigen. Rund 50 Zeichnungen, Malereien und Skulpturen von 1977 bis 2019 zeigen einen Querschnitt des vielfältigen Schaffens. „Hoffentlich kommt es nicht zu einer Querschnittslähmung“, merkt der Künstler mit ironischem Unterton an. Sein Kunstwollen beschreibt Alois Riedl abschließend so: „Mir wird es nicht möglich sein, epochale Dinge zu schaffen. Aber ich weiß, dass sich das, was ich gemacht habe – mittlerweile sind es etliche Tausend Arbeiten – vielleicht einmal wo verankert und auch eine gewisse Rolle spielen kann. Das ist schon eine Sehnsucht.“

 
Dieser Text entstand im Auftrag von Kunstmagazin PARNASS. In: Kunstmagazin PARNASS, 1/2020, S. 140-142
 

Kunst vor Ort / Kunst am Bau:
Gemeinsam mit ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern plane und organisiere ich Projekte, die für unterschiedlichste Orte konzipiert werden. Dafür steht ein Pool von Kunstschaffenden aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Installation zur Verfügung.
 
Gerda Ridler [ Januar 2020 ]